Abrissparty

Juni 2023

Bevor wir neu bauen konnten, mußte ein altes Haus weichen und dieses Haus war uns pikanter Weise mitsamt dem privaten Inventar und Mobiliar verkauft worden. Die Kaffeedose war voll, in den Büchern standen private Widmungen und die Schlipse hingen noch im Schrank.

Jetzt hätte man einfach in einer schnellen, ungnädigen Aktion entrümpeln können, aber ich bin kein Mensch, der gut wegschmeißen kann, was andere vielleicht noch gebrauchen oder bitter benötigen. Das geht los bei Geschirr und endet bei Baumaterialien wie Holzbalken, Kachelofen und Fenstern.

Also suchten wir nach dankbaren Abnehmern – erst bei unseren Freunden und Verwandten im Rahmen einer »Alles-muss-raus« Party , bei der wir auch unseren Hauskauf feierten und jeder sich etwas aussuchen durfte. Wir stellten es uns schön vor, wenn wir z.B. am Kaffeetisch bei Kristina sitzen und dort eine uns wohl vertraute Zuckerdose steht, bei Susanne in den alten Schneewittchenspiegel lächeln und bei Hannah die schöne Mahagonitreppe aus dem Haus wiederfinden. Insgesamt haben wir 2 Jahre gebraucht, bis wirklich so gut wie jedes Teil einen neuen, glücklichen Besitzer gefunden hatte. Der Rest hat in einen einzigen Container gepasst.

Einige Sachen haben wir auch selbst behalten für unser neues Haus: Der Wetterhahn soll wieder auf das Dach, der Löwenkopfklopfer an die Haustür, ein Geschirr hatte es mir angetan. Dazu war der Vorbesitzer viel in der Welt herumgekommen und unser Sohn und seine Freunde beförderten endlos Schätze aus Schubladen und Geheimfächern – die Kinder waren begeistert von Münzen, Edelsteinen und alten Krokodilleder-Handtaschen.