Bauvorschriften

Schritt 4: Was ist erlaubt? Stecke deine gestalterischen Möglichkeiten ab.

Vom Bauamt bekamen wir den Bebauungsplan für unsere Gemarkung gemailt. Wir staunten nicht schlecht. Es war ein altertümliches Originaldokument von 1966, vergilbt und abgegriffen wie eine Schatzkarte, aber als jpg. Der Plan musste vor seiner Digitalisierung zigmal von Hand im Amt entfaltelt und studiert worden sein. Ausgefranste Ecken, Kaffeeringe, handschriftliche Vermerke und mit Tesafilm geflickte Risse erzählten davon. Irgendwie charmant und warum auch nicht. Es stand ja alles drauf.

Mit der Lupe entnahmen wir den winzigen Kürzeln, das uns der Bebauungsplan fast alle Freiheiten in der Gestaltung unseres neuen Heims ließ. Die einzigen Vorgaben waren ein Dach mit 30-40° Neigung und eine dunkle Dacheindeckung. Das war leicht einzuhalten.

Kauft man in einem Neubaugebiet oder schwebt einem ein ganz bestimmter Haustyp vor, schaut man besser vor dem Kauf in den Bebauungsplan. Bei uns konnten wir rundum an den Nachbarhäusern sehen, dass es wohl nicht sehr viele Vorgaben geben konnte oder man es nicht so genau nahm damit. Jedes Häuschen ein Unikat. Es war eine über Jahrzehnte gewachsene, zwei Straßen Gemeinschaft am Feldrand. Wir schätzen das sehr.

Wer vom Bebauungsplan abweichen möchte, muss am besten ein Haus in seiner Gemarkung finden, das in gleicher Weise bereits vom Plan abweichen durfte. Dann hat man vielleicht eine Chance.

Trotzdem unser Rat: Halte dich an den Plan. Denn wenn die Baugenehmigung schnell und unkompliziert durchgewunken werden soll, sollte man den Zuständigen im Bauamt keine Unannehmlichkeiten und Extraarbeit aufhalsen. »Schnell« bedeutet ohnehin irgendetwas zwischen 3 Wochen und 3 Monaten.

Im direkten Gespräch kann man kleine Abweichungen vielleicht besprechen. Wenn der Beamte ja sagt, kann immer noch einer der Nachbarn nein sagen. Das ist sein gutes Recht, und du fängst mit deiner Planung von vorne an. Zeit ist ein Luxus, den man eventuell nicht hat. Mit Zeit sollte man sparsam umgehen.

Bevor wir loslegen konnten mit unserem Haus, mußten wir erst Platz schaffen: Auf unserem Grundstück stand noch ein altes Haus, voll möbliert und voll ausgestattet mit Geschirr, Büchern, Tischdecken, Gartengeräten und einer Top Werkstatt, es war fast ein bisschen verrückt.